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Granitsteinbruch Bjergebakke im Inselinneren

Balka-Sandstein (Kambrium) am Hafen von Snogebaek

Küstentörn mit der MS Thor ab Gudhjem (Nordküste)

Jura-Sandstein an der Sosebucht (Südküste)

„Fra Nordhjem til Gudhjem“ – von Northeim nach Götterheim


Bornholm als Lernort für Nachhaltige Entwicklung und Digitale Teilhabe

von Mathias Oehlke, Kursleiter des Geologiekurses an der KVHS Northeim

Für 2025 hatte sich der seit 2003 bestehende Geologiekurs an der KVHS Northeim ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Zum ersten Mal sollte es für acht Tage auf die dänische Ostseeinsel Bornholm gehen. Die Gruppe bestand aus erfahrenen Teilnehmenden, die sich über Jahre hinweg in den Kurs eingebracht hatten – geologisch interessiert, bestens vorbereitet und motiviert.

Bornholm – ein geologisches Unikat

Bornholm ist geologisch einzigartig: Als einzige dänische Insel zeigt sie an der Oberfläche einen festen, kristallinen Gesteinskern – und gehört erdgeschichtlich eher zu Südschweden. Ein riesiger Gesteinsbrocken mit 30–40 km Durchmesser, der heute isoliert in der Ostsee liegt. Mit der Autofähre ab Mukran ist Bornholm in rund 3,5 Stunden zu erreichen – eine angenehme Überfahrt, die uns direkt auf die geologische Zeitreise einstimmte.

Vorbereitung und Anreise

Die Planungen begannen bereits im Frühjahr 2024 – inklusive Fördermittelantrag bei der EU, der Anerkennung als Bildungsurlaub und der Vernetzung mit dem Naturkundemuseum NaturBornholm in Aakirkeby. Hotelbuchungen, Fährüberfahrten, Kleinbusanmietungen, Exkursionsplanung sowie die Auswertung von Fachliteratur und Reiseführern -auch digital- wurden gemeinschaftlich organisiert. Einige Teilnehmende brachten sich engagiert in die Vorbereitung ein.

Die Anreise erfolgte mit einer Zwischenübernachtung auf Rügen. Am nächsten Tag ging es dann mit der Fähre „Hammershus“ nach Bornholm – bei Sonnenschein, vorbei an Rügens Kreideküste und Offshore-Windparks zur nachhaltigen Stromerzeugung - ein perfekter Auftakt.

Unterkunft und erster Eindruck

Unsere Unterkunft lag in Balka, südlich von Nexø, in einer ruhigen Hotelanlage zwischen Kiefernwald und Ostseestrand. Die Verpflegung war gut organisiert, die Atmosphäre entspannt. Auf dem Weg dorthin erste Stopps: zwei aktive Granitsteinbrüche und die kleine Dorfkirche von Knudsker – erste geologische und kulturelle Eindrücke.

Fossilien, Felsklippen und versteinerte Quallen

Das Wetter zeigte sich zunächst typisch nordisch: kalt, windig, regnerisch. Doch schon am nächsten Tag besserte es sich und blieb freundlich. Höhepunkt war der Besuch unseres Partners NaturBornholm. Der pädagogische Leiter René Vilsholm stellte uns die Bildungsarbeit zum Lernen für nachhaltige Entwicklung vor. Digitale Exponate veranschaulichen die Zusammenhänge sehr. Im benachbarten Steinbruch entdeckten wir sensationelle Fossilien: Abdrucke kambrischer Quallen – versteinerter Gelée, 500 Millionen Jahre alt.

Erkundungen zu Geologie, Kultur und Klimawandel

Die folgenden Tage waren erfüllt mit spannenden Erkundungen:

  • Bronzezeitliche Menhire (Bautasteine) und Felsritzungen (Helleristninger),
  • die imposante Rundkirche von Østerlars, eine spektakuläre Bootsfahrt mit der MS Thor zu den Helligdomsklipperne, 25 Meter hohe Granitklippen an der Küste,
  • das Granitmuseum bei Allinge, wo uns Torben in die historische Granitbearbeitung (mit Schutzbrille, versteht sich) und nachhaltige Steinnutzung einführte.

Einige Gruppenmitglieder dokumentierten auch die einzigartige Flora, die sich über Jahrhunderte an das Inselklima nachhaltig angepasst hat.

Fossilienjagd und Spaltentäler

Wir untersuchten Steilküsten, Bachschluchten und alte Sedimentformationen: Schwarze Schiefer mit Graptolithen, Hyolithen, Kreidefossilien mit Ammoniten und Haifischzähnen, sowie das imposante Ekkodalen – ein 60 m breites Spaltental mit Spuren eiszeitlicher Gletscher an den Felswänden.

Nachhaltiges Müllkonzept: Besuch bei BOFA

Ein wichtiger Lernort war auch die Abfall- und Energiegesellschaft BOFA in Rønne. Brian und Britta, zwei Projektleiter, stellten uns ihr ambitioniertes Konzept vor: Bis 2032 soll die Insel vollständig auf Recycling statt Müllverbrennung umstellen.

Abschluss an der Festung Hammershus

Zum Abschluss besuchten wir die mächtige Ruine Hammershus, die 70 Meter über dem Meer thront – mit weitem Blick über die Westküste Bornholms. Am nächsten Morgen brachte uns die nostalgische Fähre „Povl Anker“ sicher zurück nach Rügen.

Diese Reise war ein intensives Lernerlebnis im Zeichen der nachhaltigen Entwicklung und der Digitalen Teilhabe. Bornholm hat uns durch seine Vielfalt – geologisch, kulturell und landschaftlich – und dem herzlichen Austausch tief beeindruckt.

Ein besonderer Dank gilt der EU für die Mobilitätsförderung aus dem Erasmus+ Programm sowie dem Team der KVHS Northeim für die umfangreiche organisatorische Unterstützung.

 

Alle Fotos: (c) Gudrun Hesse


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