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Barbara Hertel mit Stickerei

KVHS-Kursleiterinnen im Portrait – Mit Handsticken innehalten gegen die Geschwindigkeit

Erstellt von Eckhard Senger |

Die Kreisvolkshochschule stellt in loser Reihenfolge einige ihrer Kursleiterinnen und Kursleiter in kleinen Portraits vor. Teil 2 der Serie befasst sich mit Barbara Hertel (Göttingen) und ihrer großen Leidenschaft: Der Handstickerei. Infos über ihre Kurse gibt auf kvhs-northeim.de oder im neuen Programmheft der KVHS.

kvhs-northeim.de: Was hat Sie zum Sticken gebracht?

Barbara Hertel: Fäden, Gewebe, Nadeln begleiten mich seit meiner frühen Kindheit. Um Vielfalt und Reichtum innerhalb der Handstickerei besser in eigenen Arbeiten nutzen zu können, erlernte ich die Handstickerei in ihren Facetten: Kanvas- und Leinwandstickerei, Durchbruch- und Ausschnittstickerei, feine Weißstickerei, Schwarzstickerei, Nadelspitze und Nadelweben, Gold- und Metallstickerei, Paramentenstickerei, Stumpwork, Trapunto und Boutis, genähte Schachteln.

kvhs-northeim.de: Was ist das Schöne am Sticken?

Barbara Hertel: Handsticken setzt der täglichen Geschwindigkeit die Langsamkeit, das Innehalten entgegen. „Slow stitch“ heißt seit Jahren eine internationale Bewegung zum Handsticken. Sticken bedeutet, sich Zeit zu nehmen, hinzusetzen, bewusst einen Herstellungsprozess mit den eigenen Händen zu erleben, heißt abschalten. Die Wiederholung eines Vorgangs hat meditativen Charakter, führt zu innerer Ruhe und Zufriedenheit und Stolz, vermittelt Ich-Stärke. Eine Stickerei kann vielfältig verwendet werden: als Dekoration, auf Kleidung, als Schmuck, als Kunstobjekt.

kvhs-northeim.de: Kann eigentlich jede und jeder sticken?

Barbara Hertel: Handstickerei kann immer erlernt werden und ist weltweit verbreitet. Sie wird sowohl beruflich wie auch als Hobby ausgeübt. In Deutschland ist dieses Kunsthandwerk ein anerkannter Lehrberuf mit Gesellen- und Meisterprüfung zur Textilgestalterin oder zum Textilgestalter im Handwerk.

kvhs-northeim.de:  Was sticken Sie am liebsten?

Barbara Hertel: Ich wende meine Kenntnisse am häufigsten in modernen, eigenen Entwürfen frei an. Nach der Entscheidung für ein Thema erprobe ich verschiedene Möglichkeiten seiner textilen Umsetzung, die die Aussage des Themas unterstützen sollten.

kvhs-northeim.de: Welche Themenbereiche decken Sie in Ihren Kursen ab?

Barbara Hertel: Von der reinen Handstickerei und dem freien Maschinensticken spannt sie den Bogen über das Quilten bis hin zur Behandlung von textilen Oberflächen. Selbst koloriertes Papier wird in den Arbeitsprozess mit eingebunden. Gern gebe ich meine Kenntnisse weiter, leite individuell durch den jeweiligen Arbeitsprozess. Wichtig ist mir immer, Freude am eigenen Handeln, an der eigenen Gestaltung zu wecken.

kvhs-northeim.de: Möchten Sie auch Persönliches verraten?

Barbara Hertel: Am Ende meiner Berufstätigkeit zog ich nach Göttingen und habe nun Zeit, meiner Leidenschaft, dem Textilen, breiten Raum zu gewähren. Ich lade in Göttingen Textilbegeisterte zu einem monatlichen Stickkreis ein, bin Mitglied der Stickgilde, der Patchwork Gilde, der Plesse Quilter und im Netzwerk-Textil-hoch-drei. Viele meiner Arbeiten werden europaweit ausgestellt. Ich habe an drei Grundvig-Projekten der Europäischen Union teilgenommen und arbeite international mit Textilkünstlerinnen aus drei Kontinenten zusammen. Während Ausstellungen und auf Messen lade ich zu textilen Workshops ein.

Interview: Eckhard Senger (KVHS)


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