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Erinnerungsarbeit

KZGedenkstätte Moringen erinnert an Befreiung


Das Jugend-KZ Moringen wurde am 9. April 1945 befreit. die KZ-Gedenkstätte hat jetzt daran erinnert.

Moringen. Im März 1945 befanden sich nach Angaben der Gedenkstätte noch etwa 800 Häftlinge im Jugendkonzentrationslager Moringen, wo der Alltag der jugendlichen Häftlinge durch Zwangsarbeit und ein drakonisches Strafsystem bei völlig unzureichender Versorgung geprägt wurde. Noch im März wurden ca. 250 von ihnen in die Wehrmacht einberufen. Am 6. April 1945 wurde ein Großteil der sich zu dieser Zeit noch in Moringen befindlichen Häftlinge von der näher rückenden Front von der SS-Bewachung auf einen Marsch in Richtung Harz gezwungen. Bei der Auflösung des Lagers blieben kranke und nicht mehr gehfähige Häftlinge zurück.

Qualvoller Marsch Richtung Harz

Während die Häftlinge in der Nacht marschieren mussten, wurden sie am Tag in Scheunen oder anderen Gebäuden eingeschlossen. Für die durch die Strapazen der Haft völlig entkräfteten Häftlinge war der Marsch qualvoll, verschlimmert noch durch Magen-Darm-Erkrankungen aufgrund verdorbener Nahrung. Diejenigen die nicht mehr weiter gehen konnten, wurden an Ort und Stelle zurückgelassen. Nach Aussagen ehemaliger Häftlinge kam es dabei auch zu Erschießungen.

Bewacher flüchteten

Über Düderode und Wolfshagen führte der Marsch bis in die Gegend von Abbenrode und Lochtum, wo der Marsch am 10. April 1945 endete, als die gesamten SS-Bewacher, NS-Erzieher sowie die verbliebenen Kriminalbeamten über Nacht flüchteten und sich die Jugendlichen am Morgen aus ihrer Übernachtungshaft in einer Scheune selbst befreiten. Auf sich allein gestellt baten die Jugendlichen in die nächsten Ortschaften um Nahrung, bevor sich sie sich auf einen unsicheren und mühevollen Weg nach Hause machten, der sie völlig entkräftet und größtenteils zu Fuß sogar bis nach Slowenien, Polen, Österreich und Luxemburg führte.

Durch Amerikaner befreit

Wie die in die Wehrmacht eingezogenen ehemaligen Häftlinge die Befreiung erlebten, war sehr unterschiedlich. Viele von ihnen gerieten noch in Kriegsgefangenschaft. Die in Moringen verbliebenen Häftlinge wurden am 9. April befreit, als amerikanische Soldaten die Stadt erreichten. Einige der Jugendlichen überlebten die Befreiung nur kurz und starben noch in den nächsten Wochen an den Folgen der Haft.

Gedenken auf dem Friedhof

Aufgrund der Gesundheitskrise muss die KZ-Gedenkstätte Moringen auch in diesem Jahr das Gedenken aus Anlass des Jahrestages der Befreiung in den digitalen Raum verlegen. Eine Kranzniederlegung am Gedenkstein auf dem Moringer Friedhof erfolgt am 9. April 2021 deshalb nur in einem kleinen, nichtöffentlichen Kreis. Kurze Ansprachen erfolgen von Heike Müller-Otte, Bürgermeisterin der Stadt Moringen, und von Mattis Binner, 1. Vorsitzender der Lagergemeinschaft.

Bundesweite Social Media-Kampagne

Das diesjährige Gedenken an die Befreiung des Jugend-KZ Moringen findet im Rahmen der bundesweiten Social Media - Kampagne #GeschichtenDerBefreiung statt. Sie wird von den KZ-Gedenkstätten in Osnabrück und Moringen im Namen der Interessgemeinschaft der niedersächsischen Gedenkstätten und Initiativen zur Erinnerung an die NS-Verbrechen organisiert. Die Kampagne, an der sich mehr als 40 Gedenkstätten und Initiativen beteiligen, macht ein dichtes Netz zivilgesellschaftlicher Akteure sichtbar, die die Erinnerungskultur in Deutschland gestalten und prägen.

Die Posts der KZ-Gedenkstätte Moringen beinhalten viele Informationen, Dokumente, Fotos, Erinnerungszeichen, Kommentare sowie Aussagen ehemaliger Häftlinge und Angehöriger der 2. und 3. Generation. Geplant sind Posts, die wir über die Social Media-Kanäle der Gedenkstätte auf Facebook, Twitter und Instagram vom 1. April bis zum 8. Mai 2021 veröffentlicht werden. Im Blick stehen verschiedene Themen: Evakuierungsmarsch und Befreiung, Heimkehr der Häftlinge, die Geschichte des Gedenkens und Erinnerns in Moringen, die Errichtung der Gedenkstätte am 25. April 1993, und schließlich die Zukunft der Erinnerung.

Die KZ-Gedenkstätte Moringen im Internet


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