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Annemarie Stoltenberg. Foto: NDR

KVHS und Stadtbibliothek erinnern an Bücherverbrennungen


„Die verbrannten Bücher - die verfolgten Autoren“ war Titel einer Veranstaltung mit der NDR-Literaturexpertin Annemarie Stoltenberg. Dazu hatten die KVHS und die Stadtbücherei Einbeck am Tag der Deutschen Einheit in die Aula der Goetheschule eingeladen.

Einbeck. Stoltenberg beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema Bücherverbrennung in der Zeit des Nationalsozialismus und betonte, wie wichtig es sei, an die Vorkommnisse zu erinnern.

"Verbrennt mich!“ so lautete der verzweifelte Aufschrei des Dichters Oskar Maria Graf, als 1933 in Berlin auf dem großen Platz neben der Staatsoper mit düster-feierlichem Pomp ein gewisser Herr Goebbels Werke von Brecht, Kästner, Tucholsky und Döblin in die Flammen warf.

Beste Werke missfielen widerwärtigem Nazigeist

Nach dem Ende der NS-Gewaltherrschaft stellte der Lyriker und Essayist Werner Riegel scharfsinnig fest, dass die Zensoren damals eine hervorragende Auswahl getroffen hatten. Es waren die besten Werke dieser Generation, die dem widerwärtigen Nazigeist missfielen. Viele der „verbrannten Dichter“ fanden gleichwohl tragischerweise nach der Verfolgung keinen Weg mehr zurück in die Literaturszene in Deutschland. Das war ein schwerer Verlust für die deutsche Literatur, der  bis heute andauert.

Diffamierungen im Internet

Stoltenberg wies während der Veranstaltung in Einbeck auf die heutigen Diffamierungen gerade von Autorinnen im Internet hin. Sie schilderte die unterschiedlichen Schicksale der Autorinnen Irmgard Keun, Mascha Kaleko und Anna Seghers. Jede, die nicht in das Konzept der Nationalsozialisten passte, wurde diffamiert, finanziell zerstört und eingesperrt, wenn es nicht einen Weg ins Exil gab.

Dumpfe Parolen von rechts

„In einer Zeit, in der dumpfe Parolen von rechts und Ressentiments wieder Anhänger in diesem Land finden, wird es umso wichtiger, an die Gräuel der Nazidiktatur und die verbrannten Bücher von damals zu erinnern“, betonte die Literaturexpertin. Die Kreisvolkshochschule dankte der Referentin für ihre Mitwirkung an der Veranstaung. Finanziell ermöglicht hat sie „Demokratie Leben“.


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